Der Notarzt war da und untersuchte Bella. Mich wollte er sich auch vorknöpfen, aber ich ließ es nicht zu und sagte ihm mit mir sei alles in Ordnung. Er wollte mir nicht glauben, doch als ich sagte ich sei der Sohn von Dr. Cullen ließ er mich in Ruhe. Ich hatte aber auch andere, größere Probleme als einen Arzt der mich auf eine Trage legen wollte!„Nein, wieso muss er nicht auf eine Trage, aber ich?“
„Ms. Swan, es ist zu ihrer eigenen Sicherheit.“
Der Arzt sah sie flehend an, doch sie starrte nur stur zurück.
„Wenn sie sich nicht hinlegen kann ich auch nicht feststellen ob sie vielleicht eine Gehirnerschütterung haben, wie Mr. Cullen sagt.“
Nun blickte Bella erst verwirrt doch dann starrte sie noch wütender in meine Richtung.
‚na super, danke Tom‘, dachte ich und schaute mir an Bella vorbei und tat so als würde ich es nicht bemerken dass sie mich so anfunkelte.
Tom, der Arzt, wirkte immer noch ziemlich nervös, als rechne er jeden Moment mit einem Wutausbruch. Die Annahme war bei Bellas Gesichtsausdruck aber auch berechtigt.
„Wenn er das sagt, wird es ja schon richtig sein!“
Autsch, das tat weh….
Ich musste mir schleunigst eine Lösung ausdenken. Doch was konnte ich schon sagen, außer ich sei ein Vampir der ihr das Leben gerettet hat und selbst nicht weiß weshalb? Auch blieb da noch meine Familie. Was sollte ich ihnen sagen? Ich musste so handeln, sonst wäre ihr Blut geflossen und ich hätte mich nichtmehr halten können? Nein, ich hätte ja auch einfach gehen können. Aber das konnte ich nicht tun. Ich konnte den Gedanken nicht ertragen sie nichtmehr sehen zu können, sie tot zu sehen! ‚So sollte ich nicht denken, es ist falsch! ‘, schallt ich mich innerlich.
Langsam kam Alice auf mich zu. In ihrem Gesicht las ich Verwirrung und Besorgnis. Verwirrung über das was ich getan hatte und Besorgnis, was als nächstes geschehen würde.
‚Edward, wir müssen mit dir reden! ‘, dachte sie. Doch ich schüttelte nur leicht den Kopf und stieg vorne in den Krankenwagen ein ohne den verärgerten Blick zu beachten den mir der Fahrer zuwarf
„Ich bin Edward Cullen und muss mit meinem Vater über den Unfall reden“, sagte ich als Entschuldigung und wandte den Kopf leicht in seine Richtung.
Der Fahrer nickte nur wissend und schaute wieder aus dem Fenster. ‚Also der Sohn von Dr. Cullen, endlich weiß ich wer er ist, ist aber auch nicht schwer zu übersehen, wie der aussieht…‘ Ich blendete ihn einfach aus. Normalerweise war ich ja Eifersucht gewohnt, aber bei einem Mitte 30-jährigem kam das eher selten vor. Wieso fuhr dieser Krankenwagen eigentlich nicht los? Im Seitenspiegel sah ich Charlies Polizeiauto und direkt daneben Charlie wie er sich lauthals mit einem Sanitäter unterhielt.
Dieser schaffte es Charlie zu erklären dass es Bella gut ginge und sie nur für die Untersuchung ins Krankenhaus müsse.
Charlie stieg in seinen Wagen und fuhr uns voraus Richtung Krankenhaus. Den ganzen Weg dorthin überlegte ich was ich tun sollte.
Vielleicht konnte ich bei Bella behaupten es liege an ihrem harten Aufprall, dass sie Dinge gesehen hatte die nicht da waren.
Aber meiner Familie eine Erklärung abzuliefern war wiederum etwas völlig anderes. Erst mal musste ich mit Carlisle sprechen, vielleicht hatte er eine bessere Idee das alles zu lösen.
Nach einer Weile, die für mich viel zu schnell umging, kamen wir am Krankenhaus an. Ich stieg langsam aus uns steuerte auf den Eingang zu. Die Türen schwangen auf und mir schlug der altbekannte Geruch entgegen.
An der Rezeption standen Carlisle und Marie. Sie unterhielten sich nicht, da Carlisle einen Hörer in der Hand hielt. Ich konnte mir nur zu gut vorstellen wer am anderen Ende war.
Alice.
Sie erzählte ihm wahrscheinlich gerade was vorgefallen war und wir jetzt angekommen seien. Carlisle legte auf, ohne sich zu verabschieden. Das war schon mal kein gutes Zeichen.
Marie bemerkte seine offenkundige Gereiztheit auch, musste aber dringend noch etwas loswerden.
„Äh, Mr. Cullen. Die Patienten sind gerade angekommen.“, sagte sie nervös und trat von einem Bein auf das andere.
„Ich weiß Marie. Ich werde mich gleich um sie kümmern. Geh du schon einmal vor und bereite alles vor.“, antwortete er erstaunlich ruhig.
Langsam wurde ich nervös. Normalerweise konnte man Carlisle nur schwer aus der Ruhe bringen, doch wenn es um die Sicherheit seiner Familie ging konnte auch er mal sauer werden.
Er selbst hat es schon mal erlebt von Menschen gejagt zu werden und wollte uns, seiner Familie, diese Erfahrung ersparen. Und jetzt hatte ich genau das getan wovor er uns immer gewarnt hat, ich habe einen Menschen darauf aufmerksam gemacht, dass wir anders waren.
Carlisle stand jetzt direkt vor mir und schaute mir in die Augen. „Edward, ich werde nachher mit dir reden. Denk dir bis dahin eine Lösung aus, die für alle Beteiligten plausibel genug klingt um sie zu glauben.“ Mit diesen Worten ging er wieder Richtung Tür und somit aus meinem Blickfeld.
Langsam holte ich tief Luft. ‚Wenigstens hab ich jetzt noch etwas Zeit, aber noch keinen passenden Ratschlag…‘
In meiner Tasche vibrierte es. Mein Handy.
Ich holte es hervor und schaute auf das Display, obwohl ich mir schon sehr gut vorstellen konnte wer mich da gerade versuchte zu erreichen.
Schonwieder Alice. Ich drückte sie einfach weg. Dafür würde sie mir später wahrscheinlich die Hölle heiß machen, aber ich hatte jetzt keinen Nerv mit ihr zu diskutieren. Doch keine 3 Sekunden später klingelte es schon wieder und ich starrte wütend auf das Handy in meiner Hand.
Man darf in Krankenhäusern keine Handys anhaben‘, dachte die Frau neben mir und schaute mich, wie sie meinte, von der Seite her verstohlen an.
Mit dem immer noch klingelndem Handy ging ich nach draußen und nahm ab.
„Alice, was willst du?“
„Mit dir reden, was sonst?“ ich konnte mir einen Seufzer einfach nicht verkneifen. Anscheinend hatte Alice ihn gehört.
„Edward, war ich es der einen Menschen das Leben gerettet hat, obwohl es eigentlich unmöglich war, oder du?“
„Hast du mich nur angerufen um mir Vorwürfe zu machen, oder hast du eine Idee wie ich Bella alles erklären kann ohne ihr unser Geheimnis zu verraten?“
„Edward, das darfst du nicht tun. Sie würde es nicht verstehen und es vielleicht anderen erzählen. Du darfst nichts sagen was auch nur im entferntestem komisch für sie sein könnte.“ Als ob ich das alles nicht schon wüsste…
„Zu spät, sie hat schon etwas „komisches“ mitgekriegt.“ Mir ging dieses Gespräch auf die Nerven. Eigentlich sollte ich mir eine gute Ausrede für Bella parat legen und nicht mit meiner Schwester über das reden was ich ihr nicht sagen darf.
„Was hat sie denn mitgekriegt?“ Alice klang erstaunt und besorgt zugleich. So besorgt wie Carlisle im Moment wohl sein wird.
Ein schlechtes Gewissen machte sich in mir breit. Hätte ich sie nicht gerettet wäre das alles nicht so gelaufen. Aber dann wäre Bella auch tot. Lohnt es sich alles auf eine Karte zu setzen und das für ein Menschenleben? Und wieso habe ich das überhaupt getan? Ich bin mir sicher für einen anderen Menschen hätte ich es nicht getan, oder etwa doch?
„Bist du noch dran?“, fragte Alice.
„Ja, ja ich bin noch dran.“
„Also, was hat sie gesehen?“, wiederholte sie ihre Frage.
„ich weiß es nicht genau, aber sie sagte zu mir sie habe mich neben meinem Auto stehen sehen und dann war ich plötzlich neben ihr und habe sie gerettet.“
Alice dachte eine Zeitlang nach bevor sie fortfuhr. „sag ihr doch einfach du hättest schon die ganze Zeit neben ihr gestanden und sie habe sich einfach nur mit unseren Gesichtern vertan und nicht dich gesehen sondern meinetwegen Emmett oder Jasper.“
„Ja, ich glaube das ist am besten, aber abändern werde ich es trotzdem müssen. Denn selbst sie erkennt den Unterschied zwischen Jasper und mir, ganz zu schweigen von Emmett und mir.“
„Da hast du auch wieder recht“, gab sie zu. „Aber wenigstens hast du jetzt etwas plausibles was du ihr sagen kannst. Was hier zu Hause los ist werde ich auch noch versuchen etwas zu entschärfen. Esme macht sich Sorgen, genau wie die anderen. Bitte Edward sorg dafür das Bella dir glaubt.“ Ich konnte schon fast sehen wie Alice ihr flehentliches Gesicht aufsetzte. Auch konnte ich mir Jasper nur allzu gut vorstellen wie er im Wohnzimmer auf und ab ging.
„ja, ich werde sie überzeugen. Aber sag den anderen bitte sie sollen sich nicht so viele Sorgen machen. Ich schaff das schon.“
„Ich vertraue dir, genau wie die anderen, aber bitte pass auf was du tust. Ich
werde deine Entscheidungen von hier aus verfolgen, nur um sicher zu gehen.“ Mit diesen Worten legte sie auf, ohne mir Zeit zu lassen mich bei ihr zu Entschuldigen.
Ich starrte noch eine Weile auf mein Handy bevor ich es zusammenklappte und zurück in meine Hosentasche schob.
Wenigstens hatte Alice mir eine Ausrede vorgegeben. Ob sie auch funktionierte würde ich ja bald sehen.
‚Da ist er ja. ‘, kam die Gedankenstimme meines Vaters von hinten. Ich ließ mir jedoch nichts anmerken, dass ich ihn bemerkt hatte.
„Möchtest du mit zu Bella und es ihr gleich hier versuchen zu erklären dass nichts war, oder erst morgen?“, fragte Carlisle mich mit ruhiger Stimme. Er hatte sich anscheinend schon wieder beruhigt.
Ich drehte mich um und blickte in seine Augen. Er musste bald wieder etwas trinken. Seine Augen wurden langsam wieder dunkler, doch er wusste wohl am besten von uns allen wann es Zeit für ihn wurde etwas zu trinken.
„Ja, ich komme mit. Alice hat mir schon eine Möglichkeit gezeigt die vielleicht funktioniert.“
„Ein vielleicht reicht in diesem Fall leider nicht aus. Bitte bemühe dich ihr alles so gut wie möglich zu erklären. Wir haben uns gerade erst wieder hier eingelebt, und ich hatte vor hier noch ein wenig zu bleiben, jedenfalls solange bis es auffällig wird.“ Carlisle sah mich seinerseits direkt an und ich merkte, dass er mir mit seinen Worten klarmachen wollte was alles auf dem Spiel stand.
„Gut, lass uns zu der Patientin gehen“, sagte er nun etwas gelöster.
„Wie geht es ihr denn?“, fragte ich erleichtert von seinem offenkundigen Vertrauen in mich.
„Soweit ich die Ergebnisse der Untersuchung kenne, ganz gut. So gut, wie es einem nach einem fast Unfall eben gehen kann.“ Mit langen Schritten ging er voraus zum Empfangstresen, doch kurz davor wendete er nach rechts und verschwand in einen Gang.
Wir kamen am Wartezimmer vorbei, wo sich anscheinend die halbe Schule versammelt hatte. Und mittendrin Charlie, der mit seiner Blässe fast genauso aussah wie Carlisle und ich.
Als er uns sah, sprang er sofort auf und wollte zu uns laufen, doch Carlisle hob nur eine Hand und brachte ihn so zum schweigen.
„Mr. Swan, ich gehe jetzt erst zu ihrer Tochter und sie wird ihnen bestimmt alles erklären wenn sie sie sehen.“, sagte er beruhigend zu Charlie. Dieser ließ sich wieder zurücksinken und blickte an die gegenüberliegende Wand, ohne seine Umwelt wahrzunehmen.
„Mr. Cullen, kann ich eben mit ihnen über den Patienten in Zimmer 15
sprechen? Es ist wichtig.“ Von hinten kam Cathy, die Auszubildende, auf uns zugeeilt.
„Edward, geh du schon mal vor. Sie liegt in Zimmer 29.“ Zu Cathy gewannt sagte er: „Was gibt es denn? Hast du irgendwelche Probleme mit der Dosierung?“
Ich achtete schon garnichtmehr auf Cathys Antwort. Innerlich bereitete ich mich schon darauf vor Bella alles zu erklären, obwohl ich versuchen werde es hinauszuzögern.
Leise öffnete ich die Tür und fand mich in einem länglichen Raum wieder. Es standen 2 Betten darin. Auf dem einen lag Tyler und auf dem anderen Bella.
Sie hatte ihre Augen geschlossen und atmete ganz ruhig. Mich wunderte, dass sie sich auch nur ansatzweise entspannen konnte, denn Tyler entschuldigte sich pausenlos wie leid ihm dass alles täte und dass er es wieder gutmachen würde. Doch als er mich erblickte verstummte er urplötzlich und diese Gelegenheit nutzte ich und hob meine Hand, damit er ruhig blieb. Langsam ging ich zum Fußende von Bellas Bett.
„Schläft sie?“, fragte ich betont ruhig als wäre nichts geschehen.