8.
Kaum war Alice weg, dachte ich auch schon wieder an Bella Swan und wie ich es schaffen könnte ihr Bild, was sie von mir hatte, zu ändern.
Sie sah mich bestimmt als einen, der unfreundlich und anders ist.
Anders war ich ja auch, aber ich wollte nicht, dass sie ein falsches Bild von mir hatte. Außerdem wollte ich immer noch wissen, was sie über mich dachte und was ihr sonst noch so durch den Kopf ging.
Eigentlich müssten ihre Gedanken so sein wie die der anderen. Die Gedanken der Menschen waren eintönig und langweilig, da sie sich immer um banale Themen drehten.
Was mich daher wunderte war, warum ich unbedingt wissen wollte was Bella von mir dachte.
Ihre Gedanken dürften sich eigentlich nicht von denen der anderen unterscheiden.
Die Denkweise der Menschen war einfach ermüdend und ich hatte schon lange nichts mehr Neues ´gehört´.
Wieso sollte ihre Denkweise also sich von dem Rest unterscheiden?
Immer wenn ich an sie dachte, überkam mich ein Gefühl was ich vorher noch nie verspürt hatte.
Es war als würde sich etwas in mir regen, aber das war unmöglich.
Mein Herz schlug nicht mehr, genauso wenig, wie noch Menschliches Blut in mir zirkulierte.
Ich war tot und doch lebte ich. Nur Blut erhielt mich und gab mir Kraft.
Ein Lächeln stahl sich auf mein Gesicht, als ich an all die Mythen von den Menschen über uns, dachte.
Es gab so viele verschiedene Arten von den Legenden, dass selbst wir Vampire den Überblick verloren hatten.
Das einzige was stimmte war, dass wir Blut trinken. Nur es musste nicht Menschenblut sein, wie viele denken, wir konnten auch von Tieren leben. Tierblut gab uns zwar nicht soviel Kraft wie das der Menschen, aber es war genug um weiter zu existieren. „Leben“ wäre hier wohl der falsche Ausdruck.
Auch die Legende, dass wir verbrennen, wenn wir in die Sonne treten, war einfach aus der Luft gegriffen.
Aber wir sollten trotzdem nicht rausgehen, wenn die Sonne schien. Außer wir wollten einen Unfall verursachen.
Wenn wir in die Sonne traten, leuchteten wir, als würden sich die Sonnenstrahlen auf unserer Haut brechen und in den schillerndsten Regenbogenfarben zurückgeworfen werden.
Alice nannte uns dann spaßeshalber „wandelnde Ablenkungsmanöver“.
Und das waren wir in diesem Zustand ja auch.
Deshalb versicherte sich Alice auch immer, ob am nächsten Tag die Sonne schien. Falls es so war, blieben wir einfach zu Hause und riefen in der Schule an, wir wären wandern oder krank. Das taten wir aber auch dann, wenn wir zum Beispiel nach Kanada liefen um zu jagen.
Wir versuchten mit unserem Jagdverhalten nicht zusehr in die Natur einzugreifen. Immer dasselbe zu jagen war aber auch nicht gerade toll.
Ich löste mich von dem Anblick, der sich mir vor meinem Fenster bot.
Es regnete, mal wieder. Genau deshalb lebten meine Familie und ich hier in Forks. In dieser Gegend gab es kaum einen Tag an dem es nicht regnete oder stürmte.
Hier konnten wir rausgehen und mussten uns nicht verstecken.
Meine Schritte führten mich weg vom Fenster und ich nahm mir mein Mathebuch von der Coach.
Mit einem seufzen und einem Gefühl im Bauch, dass ich Bella bald begegnen würde, packte ich meine Schultasche.
Mathe, Englisch, Erdkunde, Spanisch und Bio.
Wobei ich Spanisch als letztes hatte.
Ich versuchte nicht zu genau mir darüber Gedanken zu machen, was ch tun werde, wenn Bella dann neben mir saß.
Hatte ich mich wirklich unter Kontrolle?
Meine Antwort gab ich mir selbst.
Ja!
Ich wollte unbedingt wissen wieso ich dieses merkwürdige Gefühl hatte, wenn ich an sie dachte.
Selbst Jasper wüsste in diesem Fall bestimmt keine Antwort.
Jasper war nicht gerade mein Lieblingsbruder, klar mochte ich ihn, aber mit Emmet konnte man sich besser unterhalten und bei ihm hatte ich auch nicht das Gefühl irgendetwas zu „hören“, was nicht für mich bestimmt war.
Emmet hatte keine Probleme damit seine Gedanken auszusprechen auch wenn diese ost sehr direkt und manchmal auch unfreundlich waren.
Ich ging aus meinem Zimmer, aber nicht ohne vorher meine Anlage auszuschalten.
Meine Sachen waren gepackt und ich hatte nichts mehr zu tun, außer zu warten bis die Sonne aufging und ich zur Schule musste.
Die Eingangshalle war hell erleuchtet, auch wenn niemand hier war.
Esme war bei Carlisle im Büro und sie unterhielten sich, ob wir nicht malwieder zu Tanja fahren sollten. Anscheinend hatte ich sie auf die Idee gebracht, dass wir malwieder den Kontakt zu ihnen pflegen sollten, schließlich gab es nicht viele Familien die so lebten wie wir.
Alice und Jasper waren auf ihrem Zimmer, genau wie Emmet und Rose.
Ich hatte keine Ahnung was sie machten und eigentlich wollte ich es auch nicht wissen.
Mein Blick schweifte durch den Raum und blieb an meinem Flügel hängen.
Er war tiefschwarz und ich besaß ihn jetzt schon lange. Aber seine Klangfarbe war immer noch sehr gut, daher hatte ich noch nicht vor mir einen neuen zu kaufen.
Es begleitet mich nun schon durch die Jahrzehnte und ich mochte es einfach. So genau wusste ich selbst nicht, wieso dass so war.
Ich setzte mich auf meinen Hocker vor dem Flügel und betrachtete die Elfenbeinfarbenen Tasten.
Mit einemmal hatte ich eine Melodie in meinem Kopf und ich fing an zu spielen.
Meine Finger flogen über die Tasten und ich spürte, wie ich alles was ich empfand in dieses Stück verwob.
Ich spielte und spielte, bis ich fand, das es genug war.
Als ich meine Augen wieder aufschlug und meinen Kopf wieder hob, sah ich Esme, die mich anschaute.
„Edward, dieses Stück ist…es ist….einfach so wunderschön. So etwas habe ich bei dir noch nie gehört. Das ist ab heute mein neues Lieblingsstück von dir.“
Sie schaute mich mit ihrem warmen mütterlichen Blick an und ich lächelte zurück.
„Ist es wirklich so schön?“
„Ja, du hast so viel Liebe und Gefühl mit reingesteckt. Es ist einfach richtig schön. Mein groes Lob.“
„Danke. Lieb von dir Esme. Wie spät ist es eigentlich?“, fragte ich, da ich bei meinem Spiel die Zeit vergessen hatte.
„es ist gleich 7.50 Uhr. Ich wollte dir gerade bescheid sagen, dass ihr losmüsst.“
„Ich geh die anderen holen und dann fahren wir los.“
„Gut, viel Spaß in der Schule. Ich muss jetzt auch los. Tschau Edward. Mach nichts unbesonnenes, ok?“
„Ja, ich verspreche es dir.“
Mit einem Lächeln trat sie aus der Tür und verschwand.
Alice kam die Treppe herunter und hatte gleich alle mitgebracht.
„Das Lied war wirklich schön“, sagte sie im vorbeigehen zu mir und strahlte mich an.
„Ich fand es zu schmalzig.“, war Emmets antwort auf Alice Kommentar.
„Du bist ja auch kein Musiker. Nur Musiker, oder die, die die Musik lieben können das verstehen. Und du bist, naja, einfach nur Emmet.“
Alice Argumentationen waren echt einleuchtend.
„Kommt, lasst uns los, sonst kommen wir noch zu spät“, warf Rose ein, bevor eine große Debatte zwischen Emmet und Alice ausbrach.